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### Es mag der unentrinnbar drückenden Hitze geschuldet sein, dass sich bei mir momentan eher keine locker-leichten Sommerlieder mit eingängiger Lebendigkeit durchsetzen - sondern genau das Gegenteil davon. THE BOXER REBELLION haben schon einige sehr gefällige Platten produziert. Obwohl die Londoner offiziell als Rockband firmieren, haben sich sich doch Album für Album immer weiter vom Gitarrenlärm wegbewegt. "Ghost Alive" ist sozusagen der Gipfelpunkt dieser Entwicklung. Sehr ruhig, sehr reduziert, Musik zum Zuhören, die eher nachhaltig wirkt als direkt ins Ohr zu gehen. Sänger und Texter Nathan Nicholson hat dabei vor allem den Tod seines Vaters verarbeitet, aber auch Tabuthemen wie Depressionen. Man kann dem Album sicherlich den Vorwurf machen, dass es zu gleichförmig ausgefallen ist, ein Lamento in 11 Szenen, von dem am Ende nicht wirklich viel hängen bleibt. Man kann sich aber auch einfach dieser Stimmung hingeben und honorieren, dass hier jemand offen und ehrlich seine Gefühle auf die ihm unmittelbar möglichste Art und Weise in Musik transponiert hat. ### Die Könige des Depri-Sounds sind ebenfalls zurück: Die COWBOY JUNKIES. Die ohrschmeichlerische Eingängigkeit ist den Kanadiern leider über die Jahre etwas verlustig gegangen. Aber derart ruhig und monoton zu bleiben und dabei so viel Wut, insbesondere auch über politische Themen, zu kanalisieren, ist schon eine Kunst für sich. Es ist kein Wohlfühl-Album, obwohl es musikalisch genau diese Stimmung aufgreift und auf typische Art, wie es so eigentlich nur diese Band beherrscht, schafft, diese in etwas Rumpeliges, Unbequemes zu verwandeln und trotzdem geschmeidig zu bleiben. ### Eine völlig unterschätzte Band sind die JAYHAWKS, die es nie zu größerer Bekanntheit schafften aber solide ein gutes Album nach dem Anderen mit teilweise traumhaften Kompositionen raushauen. Das Album stützt sich vor allem auf schon bekannte Songs, die Frontmann Gary Louris für andere Künstler geschrieben hat. Diese wurden aufpoliert und dem bandtypischen Sound angepasst, was aufgrund der stilistischen Nähe zu u.a. DIXIE CHICKS gar nicht mal so zwingend nach einer Neuversion gerufen hätte, aber es sind einfach sehr schöne Songs, die man auch mal etwas öfter anhören kann. ### Während ihre Kollgen von NICKELBACK bereits allenthalben als "peinlich" und "verbrannt" gelten, haben DAUGHTRY den Charme, bislang im Schatten anderer ähnlich gelagerter Bands zu stehen. Dadurch klingt die Musik noch frischer und unverbrauchter, obwohl sie natürlich die selben Markt- und Radiomechanismen bedient. Nichts weltbewegend Neues, aber gefällig allemal.
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