Sidestream Music Album - Infos zur aktuellen Ausgabe
### Es ist schon merkwürdig, dass bei den MANIC STREET PREACHERS jedem rundum überzeugenden Album ein eher mittelprächtiges nachfolgt. „Resistance Is Futile“ ist leider ein solcher Nachfolger. Es könnte auch den Untertitel „Songs, die es bisher nicht auf ein Album schafften“ tragen, denn die Stücke wirken wie eine Retrospektive der diversen musikalischen Phasen. Das ist immer noch interessanter als viele andere Neuerscheinungen, aber zum ersten Mal in ihrer ganzen Karriere klingt die Band nach Stillstand und Rückwärtsgewandtheit. Zu deutlich sind die Vorlagen jedes einzelnen Songs vor Augen bzw. Ohren. Was fehlt, ist ein roter Faden oder 1-2 markante Stücke, die den Sound und Charakter des Albums dominieren. Man weiß deshalb nicht ganz, ob man soviel Selbsttreue eher goutieren oder sich enttäuscht darüber zeigen sollte, dass vor allem die Refrains nach Zweitaufguss klingen. ### Bald ist ja wieder Eurovision Song Contest und so unergiebig, wie das Teilnehmerfeld in diesem Jahr leider ist, kann man ja mal schauen, was aus dem bis dato in meiner Chart erfolgreichsten ehemaligen ESC-Teilnehmer wurde. PRĀTA VĒTRA besser bekannt als BRAINSTORM aus Lettland machten 2001 auf sich aufmerksam und hatten danach insgesamt 4 Alben und 7 Lieder recht erfolgreich platziert. Was machen die so? Eine ganze Menge! International wurde es zwar sehr sehr ruhig, aber aktuell gibt es ein brandneues Album und sogar mal wieder einen Song auf Englisch. Eine kleinere Europa-Tournee ist zudem geplant. Die Songs sind dadurch, dass sie zumeist in Originalsprache präsentiert werden, nicht schlechter geworden. Aber musikalisch hat das trotz netter und interessanter Ansätze nicht mehr ganz den Charme früherer Jahre. ### Hat es außer mir möglicherweise auch sonst kaum jemand mitbekommen? PASSENGER hat im letzten Sommer schon ein neues Album herausgebracht, das aus unerfindlichen Gründen praktisch gar nicht beworben wurde. Und während „Anywhere“ auch heute noch täglich zig Mal durch den Äther gejagt wird, waren die beiden Singles dieses Albums nirgendwo präsent. Mike Rosenberg hatte ziemlich unverhofft angekündigt, sich für unbestimmte Zeit zurückziehen zu wollen. Als kleines Trostpflaster erschien kurz darauf „The Boy Who Cried Wolf“ - ein komplett konträres Album im Vergleich zum Vorgänger, auf dem Mr. Rosenberg wieder sehr reduziert und introvertiert mit der Klampfe kleine Geschichten erzählt – was ihn ja überhaupt erst bekannt gemacht hat. Mag die Non-Promotion nun gewollt oder ein kleiner Racheakt gegenüber einem Künstler sein, der sich offenkundig den üblichen Gesetzmäßigkeiten verweigert. Es gab jedenfalls schon zugänglichere und optimistischere Kompositionen. Für das gemütliche Lagerfeuer und geduldiges Zuhören reicht es allemal, aber so richtig hängen bleibt eigentlich keiner der neuen Songs. ### Während THE DEAD SOUTH noch platziert sind, poppt der nächste Name aus dem sogenannten Genre „Americana“ auf. OLD CROW MEDICINE SHOW feiern dieses Jahr ihr 20jähriges Bestehen und steigen damit in die Stufe auf, in der gerne Attribute wie „klassisch“ oder sogar „legendär“ vergeben werden. Entdeckt wurden sie vom noch viel legendäreren DOC WATSON, dem modernen Gottvater der Bluegrass-Musik, bei einem Straßenkonzert. Die ursprünglich aus Harrisburg in Virginia stammenden Musiker wurden von Nashville mit offenen Armen empfangen und im Laufe der Jahre mit zahlreichen Preisen und Ehrungen bedacht. Doch die Straßenköter fühlten sich in dieser unwirklichen Selbstbeweihräucherungswelt der Cowboyhüte mit ihren berühmten Produktionsstätten nie so ganz wohl. Ihr Anliegen war immer, traditionelle Musik mit der Energie einer Band wie NIRVANA zu spielen. Filigranes Solistentum und Tonkunst waren nie das Programm der selbsternannten Punks. Auf ihrem aktuellen Album hört man diese rohe Attitüde, die raue Energie aber auch die tiefempfundene Liebe zu einer Musik, die gleichzeitig Heimat bedeutet, aus jedem einzelnen Track heraus. Das ist nicht unbedingt kultig aber doch Musik eingefangen, so wie sie eigentlich sein sollte – unmittelbar und zupackend.
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