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Ich komme nicht umhin, DAS gestrige Ereignis mit einigen Worten zu würdigen. In meinem Geburtsjahr startete ein legendäres Quartett seine musikalische Welt-Karriere. Doch unsere Wege sollten sich erst spät kreuzen. Als ich mich für Musik zu interessieren begann, war diese Karriere bereits wieder beendet. Doch der Legenden-Status wuchs zunehmend und da bis zum Jahr 2000 auch nicht aktuelle Titel meine Chart entern durften, hielten letztlich nicht nur die A"TEENS oder THE BLACK SWEDEN die ABBA-Fahne hoch, sondern auch die Originale selbst landeten mit etwa "Chiquitita", "Fernando" oder "Knowing You, Knowing Me" einige späte Erfolge. Viel ist passiert in fast 40 Jahren, einiges davon ebenso überraschend wie unwahrscheinlich: dass Deutschland nochmal Weltmeister wird oder den Grand Prix, respektive ESC gewinnt, dass ich die EAGLES in Original-Besetzung live auf einer Bühne sehen, etwas Neues von den TROGGS oder CARS hören konnte. Doch eine Konstante gab es über die Jahre: Irgendwann war es wahrscheinlicher, dass man Tote zu virtuellem neuen Leben erwecken könnte, als dass sich ABBA jemals wieder vereinigen würden. Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass letztlich eine Synergie aus beidem ein Comeback in dieser Form ermöglichte.
Was soll man einem sakrosankten Back-Katalog perfekter Pop-Songs noch hinzufügen, was hat man noch zu sagen nach vier Jahrzehnten? Die Fall-Höhe war extrem, die Erwartungshaltung unmöglich zu befriedigen. Die beiden B´s stellten schon früh klar, dass sie nicht vorhatten, mit aktueller Pop-Musik zu konkurrieren. Was sie zwar letztlich doch tun, aber eben dankenswerterweise ohne dafür irgendetwas zu ändern. Die beiden bislang bekannten Songs fügen sich praktisch nahtlos ins Gesamtwerk. Die Melodieführung, die komplette Vorhersehbarkeit einer unkaputtbar perfekten Komposition – letztlich klingen nur ABBA wie ABBA. Die Stimmen sind dunkler, gereifter, teilweise etwas brüchig, immer wieder klingt ein so nie bemerkter schwedischer Akzent durch. Die spielerische Leichtigkeit ist ein wenig verloren gegangen; der klassische Bombast der Instrumentierung gibt sich stellenweise zu staatstragend; weniger wäre hier mehr gewesen. Das ist alte Musik in einem lebenserfahren gealterten Gewand. Nur der Zeitgeist würde daran irgendetwas auszusetzen haben oder das hämisch kommentieren wollen. Denn vielleicht ist es genau das, was die Welt jetzt braucht: Die Erinnerung an andere, bessere Zeiten, die musikalisch immer noch widerhallen.
Ein echter Kritikpunkt muss angebracht werden: Ein Epilog ist und bleibt ein Epilog. Während die echten ABBA sich nach getaner Arbeit wieder in ihren Ruhestand verabschieden, werden demnächst ihre Avatare auf große Tournee gehen, wo immer sie technisch "auftreten" können. Gefangen im virtuellen 1979 werden sie jeden Abend ein exakt identisches Konzert darbieten – einen 3D-Kinofilm begehbarer Jugend - und neben den bekannten Hits auch diese neuen Lieder einer anderen Evolutionsstufe abspielen. Was schon bei der bloßen Vorstellung die große Schere im Kopf entstehen lässt und den Verdacht weckt, dass das neue Album nach so langer Zeit nicht wirklich "notwendig" war, sondern doch in erster Linie der plumpen Promotion dient. Was zwar einerseits musikalisch egal ist, dennoch werden viele Menschen viel Geld ausgeben, um die Show zu sehen und sich dabei einreden, etwas Authentisches zu erleben. Nein, defintiv nein! UNLUCKY LOSERS: AURI: Kiss The Mountain; THE OFFSPRING: Guerre sous couvertures; JAKE BUGG: About Last Night; MATTHIAS REIM: 4 Uhr 30; carolesdaughter: Creep
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